35-Seine Heiligkeit, Seine Eminenz?

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Raquel Einige unserer begeisterten und treuen Hörerinnen und Hörer haben angerufen und ihren Unmut über die Form zum Ausdruck gebracht, in der wir über das zweite Kom- men Christi Bericht erstatten. Die Kritik bezieht sich ganz konkret auf die Art, wie wir mit Ihnen umgehen. Die Kriti- ker sagen, mir fehle der nötige Respekt.
Jesus Und warum meinen sie das, Raquel?
Raquel Im Blick auf Ihre Würde sprach ich Sie ja zu Beginn der Interviews mit Meister an. Aber Sie haben mich korrigiert und gebeten, ich solle ganz einfach Jesus zu Ihnen sagen.
Jesus Ja, weil ich glaube, dass niemand außer Gott Meister ist. Raquel Wir haben jetzt unsere Leitung freigeschaltet, um Ihre
Meinung zu hören, liebe Hörerinnen und Hörer. Welche
Anrede ist die richtige für Jesus Christus? Rufen Sie uns an
unter 144-000, einhundertvierundvierzigtausend. Hallo? …
Hier kommt ein erster Anruf aus Santiago de Chile.
Chilene Wenn der Chef der katholischen Kirche mit „Seine Heilig- keit“ angeredet wird, dann sollte der Chef des Chefs mit
„Dreimal Heilig“ angesprochen werden. Das ist meine Meinung.
Raquel Und was ist Ihre Meinung, Jesus Christus?
Jesus Einen Menschen mit „Seine Heiligkeit“ anzusprechen, ist eine Beleidigung Gottes. Denn Gott allein ist heilig. Nie- manden auf der Erde darf man so ansprechen.
Raquel Noch ein Anruf. Ja, ich kann sie hören … Dieser Anruf kommt aus Argentinien.
Argentinierin Ehre wem Ehre gebührt. Wenn man vor den religiösen Würdeträgern einen Kniefall macht, dann sollten Sie, junge Frau, vor Jesus Christus einen Kniefall auf beiden Knien machen, meine ich.
Raquel Finden Sie das gut, Jesus Christus?
Jesus Das finde ich schlecht, ganz schlecht. Ich habe gehört, dass mein Freund Petrus einmal in eine Stadt gekommen ist und ein Zenturio sich ihm vor die Füße warf. Und Petrus, der ja sonst ein ziemliches Großmaul war, sagte zu ihm: Steh auf,

ich bin auch nur ein Mensch genau wie du. Was fällst du vor mir auf die Knie?
Raquel Das heißt, Sie sind gegen Handküsse und all diese Dinge.
Jesus Zu meiner Zeit verlangten solchen Pomp die Kaiser, die sich für Gott hielten. Und heutzutage hält sich offenbar der eine oder andere für einen Kaiser.
Raquel Noch ein Anruf! … Havanna, Cuba? … Bitte schön! Kubaner Ich meine, wenn sich der Nachfolger Christi Papst nennt …
dann würde doch zu Christus am besten „Superpapst“ pas-
sen.
Raquel Superpapst? Was meinen Sie, Jesus Christus?
Jesus „Papst“ kommt ja von „Vater“. Ich habe zu Gott vertrau- ensvoll Vater gesagt. Aber niemand darf sich diesen Na- men selbst zuschreiben, denn es gibt nur einen Vater im Himmel. Das habe ich schon früher ganz klar so gesagt.
Raquel Wissen Sie eigentlich, dass auch die Priester mit Vater an- gesprochen werden? Und die Nonnen mit Mutter?
Jesus Väter und Mütter? Hast du nicht gesagt, die haben keine Kinder?
Raquel Noch ein Anruf …
Frau Und Monseigneur? Könnte man Monseigneur zu ihm sa- gen?
Raquel Das ist französisch und bedeutet „mein Herr“. Den Bi- schöfen und Kardinälen gefällt es, wenn man sie so an- spricht.
Jesus Bist du denn jemandes Sklavin, dass du „mein Herr“ sagen musst?
Raquel Per SMS kommen noch einige Vorschläge bei uns an: Seine Exzellenz, Seine Eminenz … Wie finden Sie das?
Jesus Ich glaube, Gott wird all diese strohernen Titel mit Feuer verbrennen.
Raquel Und welcher Titel bleibt dann übrig?
Jesus Gar keiner, Raquel. Brüder und Schwester. Das sind wir. Raquel Und wie sollen wir Sie nun ansprechen?
Jesus Jesus. Das ist mein Name.

Raquel Mit diesen klaren Worten beenden wir die Sendung, ob- wohl unsere Telefone weiter klingeln. Zwischen Jerusalem und Jericho für Emisoras Latinas: Raquel Pérez.