49-Marienerscheinungen?

Radioclip en texto sin audio grabado.

Raquel Nach unserer letzten Sendung ist die Stimmung unter un- serer Hörerinnen und Hörern möglicherweise ziemlich ge- drückt. Um auf etwas freundlichere Gedanken zu kommen, haben wir entschieden, noch einmal in das friedliche und beschauliche Nazareth zurückzukehren. Und in diesem Sinne möchte ich das heutige Interview mit Jesus Christus mit einem Witz beginnen.
Jesus Mit einem Witz?
Raquel Ja. Über Ihre Mutter.
Jesus Erzähl schon!
Raquel Ein Priester kommt in den Himmel und sieht ein weinen- des Kind. „Wer ist das denn?“, fragt er. „Das Jesuskind“, erklärt man ihm. „Und warum weint es so?“ „Weil seine Mutter Maria ständig zur Erde herabfährt und keine Zeit hat, sich um das Kind zu kümmern.“
Jesus Entweder bin ich noch nicht ganz wach … oder ich verste- he deinen Witz nicht.
Raquel Also: Ihre Mutter steigt eben ständig vom Himmel zur Erde herab. In diesen Jahren haben sich ihre Erscheinun- gen auf der ganzen Welt vervielfacht. Es ist wie eine Welle: Lourdes, Fátima, Garabandal, Medjugorje, Cuapa, Ostina, Manduria, Arizona, die Rosa Mystica … die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Jesus Tatsächlich?
Raquel Weinende Marienbilder, blutende Holzschnitte, Mariensil- houetten an Baumstämmen, an Abflussrohren … sogar auf einem Stück Pizza ist Ihre Mutter vor kurzem erschienen.
Jesus Und was macht meine Mutter bei einer solchen Erschei- nung?
Raquel Sie bittet, dass man ihr einen Tempel baut und den Rosen- kranz betet. Eine der sensationellsten Erscheinungen war die von Fátima.
Jesus Davon habe ich noch nie etwas gehört.

Raquel Am 13. Mai 1917 haben drei Hirtenkinder in Fátima, in Portugal, eine Frau im Himmel gesehen. Groß, blond, weißgekleidet …
Jesus Dann war es bestimmt nicht meine Mutter. Meine Mutter hatte nämlich eine dunkle Haut, sie war klein und trug im- mer eine braune Tunika. Und in welcher Sprache hat sie gesprochen?
Raquel Portugiesisch.
Jesus Meine Mutter soll Portugiesisch gesprochen haben? Raquel Einige Monate später geschah das Sonnenwunder. Ein
Wunder, das von 70.000 Menschen bezeugt wurde.
Jesus Und was genau war geschehen?
Raquel Zur Mittagszeit, nach Stunden und Stunden des Wartens, sahen die drei Hirtenkinder Ihre Mutter Maria. Sie zeigt auf die Sonne. Da begann sich die Sonne zu drehen und zu drehen, sie wurde feuerrot und schließlich bewegte sie sich auf die Menge zu, die in ein großes Geschrei ausbrach.
Jesus Das ist ja schrecklich …
Raquel Kurz bevor aber der Feuerball auf die Leute fiel, hörte das Wunder plötzlich auf und die Sonne befand sich wieder an ihrem gewohnten Ort am Himmel.
Jesus Und warum nennst du diese Katastrophe ein Wunder? Raquel Ich nicht. Ihre Repräsentanten im Vatikan haben es offi-
ziell als ein wunderbares Wunder anerkannt. Was halten Sie
von dieser Begebenheit, Jesus Christus? Schließlich sind Sie
ja Marias Sohn.
Jesus Gott lässt die Sonne aufgehen über Gute und Böse. Und über Kluge und Dumme.
Raquel Das verstehe ich nicht.
Jesus Es gibt doch nur eine Sonne am Himmel, oder? Die Sonne, die diese Leute an jenem Tag gesehen haben, ist die Sonne, die auf der ganzen Welt zu sehen ist. Wenn die Sonne ihre Bahn verlassen hätte, dann hätten es alle Kinder Gottes auf der ganzen Welt bemerkt. Das Wunder ist also nicht, dass jene es gesehen haben, sondern dass die Mehrheit es nicht gesehen hat.

Raquel Aber was ist denn dann in Fátima passiert? So viele Men- schen können doch nicht zur gleichen Zeit eine Halluzina- tion haben!?
Jesus Ob sie etwas gegessen hatten? Ob sie vielleicht erschöpft waren nach so vielen Stunden der Warterei?
Raquel Sie glauben also nicht an das Wunder von Fátima?
Jesus Es erinnert mich irgendwie an die Geschichten, die uns mein Großvater Joachim abends erzählt hat.
Raquel Und was ist mit den anderen Erscheinungen Ihrer Mutter? Jesus Meine Mutter braucht keine Tempel und keine Rosenkrän-
ze. Meine Mutter spielt auch nicht Versteck. Lass es gut
sein, Raquel, und erzähle mir bessere Witze.
Raquel Aber zuerst muss ich die Sendung beenden. Und mich von den Hörerinnen und Hörern von Emisoras Latinas verab- schieden, die sich sicherlich einmal mehr fragen, wo dies al- les hinführen soll. Aus Nazareth: Raquel Pérez.