95-Welche Religion hat Jesus gestiftet?

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Raquel Im Interesse unserer Sicherheit, aber auch aufgrund des ausdrücklichen Wunsches unseres Interviewpartners Jesus Christus sind wir noch einmal nach Galiläa zurückgekom- men. Wir bitten um Ihr Verständnis, liebe Hörerinnen und Hörer, dass wir unseren genauen Aufenthaltsort nicht be- kannt geben können. Jesus Christus, in unserem letzten In- terview sagten Sie uns, dass Sie schon in wenigen Tagen Ihren zweiten Aufenthalt auf der Erde beenden werden.
Jesus Ja, Raquel. Es ist bald Zeit zu gehen.
Raquel Wir haben schon viele Themen miteinander besprochen und manch kühne Erklärung von Ihnen erhalten. Trotz- dem meinen die Hörerinnen und Hörer von Emisoras La- tinas, dass sie heute mehr Fragen als Antworten haben.
Jesus Das wäre ein gutes Ergebnis, eine reiche Ernte.
Raquel Viele Leute sagen, dass alle Religionen nach Gott suchen. Jesus Die Religionen helfen dabei nur eine gewisse Zeit. Irgend-
wann muss man über die Religion hinausgehen.
Raquel Sie werden als Gründer einer Religion angesehen, als Gründer der christlichen Religion, die im Westen vor- herrscht.
Jesus Ich habe nichts gegründet, Raquel, und schon gar nicht, um zu herrschen. Ich wollte dienen. Ich habe Gott gesucht und bin von der Religion meiner Eltern, der jüdischen Re- ligion, ausgegangen.
Raquel Und was haben Sie gefunden?
Jesus Den Tempel, die Priester, das Sabbatgebot, das Fasten, eine Reihe von Gebeten, die Pharisäer, die glaubten, sie seien die ersten, Riten, Opfer, Blut …
Raquel Alles nur schlecht?
Jesus Nein. Ich habe die Propheten gefunden, die mit viel Lei- denschaft von der Gerechtigkeit gesprochen haben, die sich für Witwen und Waisen eingesetzt haben. Ihrem Bei- spiel bin ich gefolgt und habe das Reich Gottes verkündet.
Raquel Und das war der Beginn Ihrer Bewegung?

Jesus Ja. Wir sagten: Gott will keine Opfer, sondern Liebe. Wir sagten: Weder in diesem noch in einem anderen Tempel. Wir sagten: Die Letzten werden die Ersten sein … Die Leu- te fanden einen Weg, eine Wahrheit, ein Leben.
Raquel Dann haben Sie doch eine andere Religion gegründet, die christliche, in der Sie der Weg und die Wahrheit sind.
Jesus Nein, Raquel, ich habe keine Religion gegründet. Ich habe gelernt, dass man, wenn man Gott finden will, über jede Religion hinausgehen muss.
Raquel Und wenn wir über die Religion hinausgehen … Wo finden wir dann Gott?
Jesus Da, wo er immer gewesen ist. Auf der Straße, mitten unter den Menschen, im Leben, beim Fest, im Mitleid, in der Ge- rechtigkeit, in der Liebe. Sogar in den Lilien auf dem Felde und bei den Vögeln des Himmels. Wenn nichts mehr heilig ist, dann beginnt alles heilig zu werden.
Raquel Herr Jesus Christus, auf dem Planeten Erde leben heute sechs Milliarden Menschen. Mindestens eine Milliarde da- von sehen Sie als den Gesandten Gottes an. Mehr noch: Sie verehren Sie wie Gott.
Jesus Wie viele hast du gesagt? Eine Milliarde von sechs Milliar- den? Wenigstens sind sie nicht in der Mehrheit.
Raquel Und was sagen Sie ihnen, den Christen, die ihren Glauben auf Sie und Ihre Worte setzen?
Jesus Dass sie Gott suchen sollen, wie ich ihn gesucht habe. Wer sucht, der findet und wer anklopft, dem wird aufgetan. Ich bin nicht das Haus, ich war nur eine Tür. Sie sollen in Frei- heit ein- und ausgehen. Und darüber hinausgehen. Über mich hinaus.
Raquel Und den Milliarden von Menschen, die keine Christen sind, die an andere Religionen oder an gar keine glauben, was sa- gen Sie denen?
Jesus Genau das gleiche, Raquel. Denn das Haus Gottes steht für alle Männer und Frauen ohne Unterschied offen. Es hat viele Türen und mehr als genug Räume und es weht ein fri- scher Wind darin, so wie hier auf der Erde, im Galiläa der Heiden.

Raquel Von einem Ort in Galiläa berichtete Raquel Pérez, Emiso- ras Latinas.